Plädoyer für die verfolgten Künste

SOLINGER MORGENPOST MONTAG 27. FEBRUAR 2012 

VON KLAUS-PETER GRIES

Eine wirkliche Frage war es nicht, eher eine rhetorische: „Brauchen wir ein Zentrum für verfolgte Künste?"

Dass Deutschland ein solches Museum braucht, war wohl jedem der Besucher und Teilnehmer der Podiumsdiskussion am Sonntag im Kunstmuseum klar. Und die Realität hat die „Frage" längst überholt, denn dieses Zentrum entsteht in Solingen bereits und wird auch vom Landschaftsverband Rheinland mit 290 000 Euro im Jahr gefördert. Und dennoch, die hochkarätig besetzte Diskussionsrunde untermauerte, dass diese Schritte richtig sind.

Hajo Jahn vom Vorstand der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft hatte wahre Experten ins Museum geholt. Fritz Pleitgen, der frühere WDR-Intendant und ARD-Fernsehkorrespondent in der Sowjetunion und der DDR gab einen Einblick in das Kulturgeschehen in der Zeit des Kommunismus.

Dogan Akhanli, deutsch-türkischer Schriftsteller, lebt im Exil. Dr. Volker Canaris als Theaterexperte beleuchtete das Schicksal der während des Nationalsozialismus ins Exil gegangenen Theaterleute, Musikhistoriker Professor Dr. Klaus W. Niemöller die Seite der Musiker, und Dr. Justinus Maria Calleen ist Kunsthistoriker und Nachlassverwalter von Professor Georg Meistermann.

Mit Siegmund Ehrmann war auch die Politik auf dem Podium vertreten, Ehrmann ist kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.

 

Flammende Plädoyers für ein Zentrum für verfolgte Künste hielten Dr. Rolf Jessewitsch, Direktor des Museums Baden, Ulrike Müller, die für die Nutzung des Internets warb, und Peter Finkelgruen vom Vorstand des „Exil.P.E.N.". Rasch stellte sich heraus, dass Deutschland – DDR wie Bundesrepublik – ein Problem mit exilierten Künstlern hat. Schon nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Künstler misstrauisch beäugt und deshalb lieber nicht recht wahrgenommen, wie die Diskussionsteilnehmer äußerten.

 

Bis heute habe sich das nicht so gravierend geändert wie es wünschenswert sei, befanden die Experten. Warum das so ist, konnten sie nur mutmaßen:

Politisch seien die exilierten Künstler eher links von der Mitte eingeordnet worden. Profitiert hätten in jedem Falle von ihnen die Gastländer, wie zum Beispiel die Schweiz. Oder auch die Türkei, wie Dogan Akhanli aus eigenem Erleben berichten konnte, denn die deutschen Exilanten hätten auch die Kulturszene seines Heimatlandes geprägt.

 

In Solingen tut sich einiges, wie auch Oberbürgermeister Norbert Feith zufrieden feststellte. Wesentliche Schritte seien getan, und er hoffe, dass Solingen nicht nur Teil eines Netzwerkes sei, sondern möglichst möglichst auch das Zentrum werden solle.

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