Gründung eines virtuellen Museums "Künste im Exil"

tazDie Wuppertaler Else-Lasker- Schüler-Gesellschaft hat die von der Bundesregierung geplante Gründung eines virtuellen Museums "Künste im Exil" als kostspielige Doppelung kritisiert. Eine ähnliche Internetplattform mit etwa 1.600 Biografien verfolgter Künstler und Intellektueller bestehe bereits seit bald zehn Jahren (www.exil-archiv.de), teilte der Vorsitzende und Initiator Hajo Jahn am Montag mit. Ohne öffentliche Mittel könne dieses ehrenamtlich aufgebaute Archiv, das von Schulen und Wissenschaftlern geschätzt werde, aber nicht mehr bearbeitet werden, schrieb die Gesellschaft in einem Brief an Kulturstaatsminister Bernd Neumann.

Der Minister hatte angekündigt, ein neues virtuelles Museum über das Schicksal von vertriebenen Schriftstellern, Malern, Musikern und Filmemachern mit 745.000 Euro zu fördern. Aufgebaut werden soll es vom "Deutschen Exilarchiv" der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt, dem Literaturarchiv Marbach und anderen Partnern. Gesammelt werden sollen Berichte über in der Zeit des Nationalsozialismus vertriebene Künstler, aber auch über Emigranten aus der ehemaligen DDR und Osteuropa. Das bereits bestehende Exil-Archiv, das an das Solinger Zentrum für verfolgte Künste angeschlossen ist, war nach Angaben Jahns vor etwa zehn Jahren in seiner Anfangsphase von der damaligen rot-grünen Bundesregierung mitfinanziert worden.